Manchmal beginnt ein ganzes Leben mit einem Satz.
Für mich war es der Traum vom Shannon, vom Whiskeyglas auf der weißen Yacht.
Heute, viele Reisen später, blicke ich zurück – auf das, was bleibt, wenn Boote, Wasser und Zeit eins werden.
Erinnerungen eines Waterscouts
Von einem, den das Wasser nie losließ
6. November 2025
Vorwort
Seit mehr als einem halben Jahrhundert begleitet ihn das Wasser – als Reisender, Autor und stiller Beobachter.
Was einst mit einer Zeile in einem Prospekt begann, wurde zur Lebensreise: eine Spur aus Karten, Notizen, Kapitänshandbüchern und unvergesslichen Begegnungen.
Hier blickt ein „Waterscout“ zurück – auf das, was bleibt, wenn die Boote zur Ruhe kommen und die Flüsse weiterziehen.
Ein Satz, der alles veränderte
Manchmal springt der Gedanke zurück an den Anfang. Wie fing das alles an?
Es war 1970, als ich auf einem Tourprospekt las:
„Mit einem Glas Whiskey auf einer weißen Yacht den Shannon befahren.“
Ein Satz – nicht mehr, und doch veränderte er vieles.
So kam ich nach Irland. Und später, als mich das Wasser längst in seinen Bann gezogen hatte, auch in den Norden.
Vom Fahren und Verstehen
Boote und Wasser – sie wurden mehr als ein Hobby, sie nahmen mich ganz in Besitz.
Ich wollte nicht nur fahren, ich wollte verstehen. Meine Eindrücke, mein Wissen, meine Erlebnisse wollte ich festhalten.
So begann ich, Kapitänshandbücher zu schreiben – zunächst für mich, dann für andere.
Damals gab es kein Internet, kaum verlässliche Literatur. Wer etwas wissen wollte, musste selbst messen, notieren, ausprobieren.
Aber wer einmal an einem stillen Morgen an der Themse gelegen hat, wenn das Wasser leicht gegen den Bootsrumpf klopft und der Nebel sich hebt – der weiß, wofür sich Mühe lohnt.
Reviere der Erinnerung
England, Florida, Masuren, die ostdeutschen Gewässer, die Kanäle Frankreichs – all diese Reviere habe ich befahren, erkundet, beschrieben.
Jedes hatte seinen eigenen Klang, seinen eigenen Duft, seine eigene Seele.
In manchen Foren wurden wir, die „Wassermenschen“, belächelt – verspottet gar.
Vielleicht war es Neid, vielleicht Unverständnis. Doch das Wasser kennt keine Spötter.
Es prüft uns, lehrt uns Geduld und Demut – und manchmal auch Stille.
Abschied und Weitermachen
Als meine Frau zum Herrn gerufen wurde, blieb eine Leere.
Und doch fand ich noch einmal Begleiterinnen, die meine Begeisterung teilten.
Heute aber ist auch das vorbei. Der feste Tritt beim Anlanden fehlt mir, die Kraft, das Boot zu halten, schwindet.
Die Buchproduktion habe ich eingestellt.
Doch die Blogs – sie leben weiter. Kleine Leuchtfeuer auf der digitalen Wasserstraße.
Und wenn ich zurückblicke, sehe ich unzählige Reisen, Begegnungen, Morgennebel und Abende voller Zufriedenheit.
Das Vermächtnis der Wasserwege
Besonders Masuren habe ich in mein Herz geschlossen – und die Berliner Gewässer, in denen das Leben zwischen Geschichte und Gegenwart fließt.
Wer heute noch eines meiner Bücher, die Waterway Guides, findet, darf sie ruhig aufschlagen.
Sie enthalten Erfahrungen, die auch in dieser modernen, technisierten Zeit ihren Wert behalten.
Denn selbst GPS und Plotter ersetzen nicht das Gespür eines alten Hasen.
Ich bleibe dem Wasserwandern treu – im Herzen und in Gedanken.
Und ich verzeihe all jenen, die mir nicht immer freundlich gesinnt waren.
Denn es gab und gibt sie ja, die anderen: Leser, Weggefährten, Freunde.
Menschen, die das leise Glück des Wassers verstehen.
Nachwort
Ein Leben auf und mit dem Wasser – das ist mehr als Reisen, mehr als Technik.
Es ist ein stilles Versprechen an die Freiheit.
Und solange irgendwo ein Boot vom Steg stößt, weiß ich:
Ein Stück meiner Seele fährt mit.
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